Geschichte
Vorbemerkung
Eine ausführliche Geschichte der Aktion 18. März ist in dem Buch „Demokratische Tradition und revolutionärer Geist – Erinnern an 1848 in Berlin“ dargestellt. Unter dem Titel „Trotz alledem“ zeichnet der Historiker Christoph Hamann den Weg von einer eher belächelten Gruppe zu einer erfolgreichen Bürgerinitiative mit breiter Unterstützung und beachtlichen Erfolgen auf. Das Buch enthält ein Geleitwort von Walter Momper und zahlreiche Beiträge von namhaften Historikern und geschichtspolitisch engagierten Bürgern. Dokumente und Fotos machen das Buch zu einem interessanten Nachschlagewerk.
Eine Rezension finden Sie hier.
Centaurus Verlag Freiburg, ISBN 978-3-8255-0762-6, 200 Seiten EUR 18,48 SFr 32,40
Hier eine Kurzfassung
Im Herbst 1978 formulierten Mitglieder der in Auflösung begriffenen »Initiative für Unabhängigkeit und Einheit gegen die Supermächte« einen Aufruf für den 18, März als Nationalfeiertag in beiden deutschen Staaten. In der Bundesrepublik herrschte seit langer Zeit Unbehagen über den Staatsfeiertag 17. Juni. Dieses Unbehagen wurde ausgenutzt und der 18. März als Alternative gefordert. Das Besondere an dem Vorschlag war, dass er für beide deutschen Staaten gelten sollte. Theoretisch hätte die DDR diesen Vorschlag begrüßen müssen, denn der Arbeiter- und Bauernstaat hielt die Märzkämpfe hoch. In der Bundesrepublik fokussierte sich die Erinnerung vornehmlich auf die Paulskirche, also auf die parlamentarische Seite der Märzrevolution. Die Schriftstellerin Ingeborg Drewitz und der ehemalige Bürgermeister von Berlin (West) Heinrich Albertz stellten sich für die Schirmherrschaft der Aktion zur Verfügung. Es wurde ein schwarz-rot-goldenes Plakat gedruckt mit dem Text: Konservative, Christen, Antifaschisten (schwarzes Feld) - Sozialisten, Kommunisten (rotes Feld) - Parteilose, Liberale, Unabhängige (gelbes Feld) gemeinsam für ein demokratisches, friedliebendes und vereintes Deutschland.
Am 2. Januar 1979 erschien der Aufruf mit 269 Unterschriften als Anzeige in der Frankfurter Rundschau. Die Bemühungen von Ingeborg Drewitz, Unterschriften von DDR-Bürgern zu erhalten, schlugen fehl. In der DDR wurde die Zeitungsanzeige verschwiegen und in der BRD mit einem milden lächeln bedacht. Allerdings stand in der Zeit: »Verachtet mir die Dichter und die Träumer nicht.«
Bis 1989 wurden Unterschriften (und Geld) für Zeitungsanzeigen zum 18. März bzw. 17. Juni gesammelt. Im Laufe der Jahre gaben rund 5000 Menschen ihre Unterschrift. Es wurden am 18. März Kränze zum Friedhof der Märzgefallenen nach Friedrichshain gebracht, ab 1989 zusammen mit einer Delegation aus Berlin-Wilmersdorf. Der westberliner Bezirk Wilmersdorf war »Patenbezirk« des ostberliner Bezirks Friedrichshain.
Ende 1989 war es endlich möglich, gesamtdeutsch für den 18. März zu werben. Beate Herzberg (jetzt verheiratet Buchwald ) aus Marzahn wurde die »Sprecherin-Ost«, Dr. Heinz Warnecke aus Prenzlauer Berg der wissenschaftliche Berater der Aktion 18. März.
Im Mai 1990 forderte die Aktion - jetzt auch mit vielen hundert Unterschriften von Bürgern aus der DDR - in einem offenen Brief die Abgeordneten des Bundestages und der Volkskammer auf, sich für den 18. März als Feiertag in einem vereinten Deutschland einzusetzen. Ohne Erfolg. Nationalfeiertag wurde der 3. Oktober.
Die Präsidentin des Abgeordnetenhauses von Berlin, Hanna-Renate Laurien, legt am 18. März 1992 einen Kranz auf dem Friedhof der Märzgefallenen nieder, woraufhin die Aktion 18. März Kontakt mit Frau Laurien aufnimmt. Es entwickelt sich eine fruchtbare Zusammenarbeit mit der CDU-Politikerin, die bis zu ihrem Tod 2010 anhält.
Am 26. August 1994 wurde die Kinderhymne von Bertold Brecht auf die Giebelwand eines Gebäudes am Reichstag gemalt. Das Gebäude gibt es nicht mehr. Wegen der Reichstagsverhüllung kamen aber Zehntausende und lasen die Verse.
Der 18. März 1998 war hundertfünfzigster Jahrestag der 48er Revolution: Gemeinsam mit den Bezirksbürgermeistern Jörn Jensen (Bündnis 90/Die Grünen), Helios Mendiburu (SPD) und Joachim Zeller (CDU) wurde ein Gedenkzug von Tiergarten über Mitte nach Friedrichshain zum Friedhof der Märzgefallenen organisiert. Auf dem Friedhof der Märzgefallenen sprachen - wie bei der Grablegung 1848 - ein evangelischer und katholischer Geistlicher sowie ein Vertreter der jüdischen Gemeinde. Die Bezirksverordnetenversammlung des Bezirks Mitte beschließt einstimmig die Umbenennung des Platzes vor dem Brandenburger Tor in »Platz des 18. März 1848« Bausenator Kleemann (CDU) verbietet die Umbenennung. Die Bürgermeister Jensen und Zeller bringen dennoch Schilder an. Sie werden von der Polizei wieder entfernt. Unter Federführung von Volker Hobrack, dem Vorsitzenden der Gedenktafelkommission Mitte werden zwölf Barrikadenstandorte mit gusseisernen Tafeln markiert. Die künstlerische Gestaltung lag in den Händen von Manfred Butzmann , die Texte gestaltete Heinz Warnecke .
18. März 2000 Mit der Kampagne »Achtzehnhundertachtundvierzig Unterschriften für den Platz des 18. März« wird weiter für die Umbenennung gekämpft. Auf Vorschlag von Wolfgang Thierse soll mit dem 18. März nicht nur an 1848, sondern auch an den 18. März 1990 erinnert werden, als die ersten Wahlen zur Volkskammer der DDR nach der Wende stattfanden. Dieser Vorschlag wird vom Senat akzeptiert und seit Juni 2000 gibt es mit dem Segen der Obrigkeit einen »revolutionären« Platz.
Seit 1998 gibt es jedes Jahr am 18. März zwei Veranstaltungen. In Zusammenarbeit mit dem Bezirk Mitte
um 15 Uhr eine Gedenkstunde auf dem Platz des 18. März
vor dem Brandenburger Tor und
um 17 Uhr eine Kranzniederlegung
in Zusammenarbeit mit dem Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg auf dem Friedhof der Märzgefallenen im Volkspark Friedrichshain.
In Vorbereitung für den 160sten Jahrestag der Revolution entstand die Idee, den 18. März als Gedenktag zu fordern. Die Abschaffung des 3. Oktober als „Tag der deutschen Einheit“ wurde als chancenlos beurteilt, aber die Etablierung eines Gedenktages für möglich erachtet. Das Abgeordnetenhaus von Berlin beschloss 2008 einstimmig, dass der Senat sich im Bundesrat für den 18. März engagieren sollte. Im Bundesrat wurde die Beratung vertagt. Jetzt werden Bundesgenossen in den anderen Länderparlamenten gesucht.
Ein glücklicher Umstand war, das der Parlamentspräsident Walter Momper als Historiker großes Interesse für den 18. März zeigte. Er nahm die Tradition von Frau Laurien auf und ehrte an jedem 18. März die Märzgefallenen mit einen Kranz. Die Vorsitzende des Kulturausschusses im Abgeordnetenhaus von Berlin, Alice Ströver war ebenso engagiert. Sie organisierte die interfraktionellen Anträge. Neben dem überparteilichen Votum für den Gedenktag ist zu erwähnen, dass der 18. März mit Zustimmung aller Fraktionen 2007 in den Berliner Flaggenkalender aufgenommen wurde.
Die Aktion 18. März unterstützt die Aktivitäten des Paul-Singer-Vereins zur Erhebung des Friedhofes der Märzgefallenen zu einer nationalen Gedenkstätte.